Der Frühling bringt die Ananas

Jahreszeiten und Obstzeiten sind nun auch bei unserem „zweiten Durchlauf“ noch nicht in Fleisch und Blutübergegangen. Erdebeerzeit beginnt dann, wenn es draußen nicht richtig kalt ist, …..so Ende Februar. Klar, die wachsen dann natürlich nicht in der Umgebung von Peking, aber immerhin im Süden Chinas. Und Anfang Mai ist diese „rote“ Zeit schon wieder vorbei, owbohl man doch am Tag zuvor noch Händler mit Bergen von Erdbeeren auf dem Karren gesehen hat.

Stattdessen werden dann Ananas angepriesen…….in hellgelb oder mit dunkelgelben Fruchtfleisch. Sie werden, wenn man möchte, sofort in mundgerechte Stücke geschnitten und im Plastik (grgrgrgrg, aber „Plastik“ ist ein anderes Thema!)-schälchen verkauft. Oder man kauft die ganze, natürlich geschälte Frucht. Sie ist dann mit einem Spezialmesser kunstvoll mit Spiralmuster verziert, weil die „Augen“ herausgeschnitten wurden. Sehr lecker, besonders gekühlt. Konkurrenz erhält die Ananas von der Wassermelone, die, wie bei uns auch, bedeutsam beklopft wird. Und der möglichst dumpfe Klang verspricht die leckerste Frucht…….Zuckersüß ist sie und schmeckt noch verführerischer, wenn man die aufgeschnittene Frucht mit Limettensaft beträufelt. Am besten nimmt man dazu die ganz kleinen Limettchen; winzig kleine Limetten, die ein gelblich/oranges Fruchtfleich und recht große Kerne haben. Ausgepresst schmeckt die säuerlich-herb und verträgt sich blendend mit der Süße der Wassermelone. Das ist momentan unser liebster Fruchtgenuss.

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Nur, …..der Frühling war kaum 10 Tage alt, da brach die Sommerhitze hier schon wieder aus. Also, Übergangskleidung kann man sich wirklich schenken. Entweder es ist hochsommerlich heiß von spätestens Anfang Mai bis Ende Oktober, oder eben folglich lausig kalt in der übrigen Zeit. Bestes Reisewetter für Peking ist somit Mai oder September……leider sind wir für dieses Jahr schon ausgebucht, aber wer von Euch  Lust und Zeit hat ist nach Absprache herzlich bei uns willkommen.

Scheinbar können wir auch wieder in unserer Wohnung bleiben, nur der Vermieter will natürlich dieses Jahr die Miete erhöhen, nachdem er letztes Jahr auf unser Drängen und die Baustelle nebenan nicht auf einer Erhöhung  bestanden hat. Das ist diese Jahr anders: Er springt natürlich gern auf den Zug der überteuerten Mietpreise in Peking auf und verlangt dieses Jahr eine satte Erhöhung von 12%……aber wir konnten ihn schon runterhandeln – vielmehr unsere Maklerin. Mal sehen, ob dieses Ansinnen bis zur Vertragsunterzeichnung auch so bleibt…….da kann man sich nicht so sicher sein. Es gibt die skurilsten Geschichten rund um das Thema Wohnraum:

Unser stellvertretender Schulleiter und Kollege stand letzten Monat vor verbarrikadierter Wohnung und die Polizei wollte ihn auch gar nicht mehr hineinlassen, sodass er zunächst im Hotel übernachten musste. Es stellet sich am nächsten Tag heraus, dass seine Vermieterin in finanzielle Nöte geraten war, die Wohnung sollte jetzt flugs verkauft werden und dazu müsse er sie in drei Tagen räumen. Ein zweiter Polizist räumte nach kurzen Verhandlungen (mit einer Dolmetscherin) Zeit bis Anfang Mai ein, aber jetzt darf er doch bis Ende Juni und seinem letztendlichen Aus- und Umzug nach Deutschland darin wohnen bleiben. Aber das hätte auch anders laufen können – wir hatten ihm schon eine Notunterkunft bei uns angeboten. 🙂

Hier folgen in loser Reihenfolge noch Eindrücke aus den Ferien und Dienstreisen, die uns in diesem letzten Halbjahr ganz schön auf Trab gehalten haben. Wir waren sehr umtriebig, aber seit das Wetter wieder so dauerhaft und stabil warm/heiß ist, sitzen wir auch gern am WE wieder auf dem Rad hier in Beijing.

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In den Sommerferien bekomme ich Besuch von Krissy; gemeinsam werden wir natürlich Peking erkunden, und dann sogar noch in die Mongolei fahren….mit der Transibirischen Eisenbahn, wenn wir hoffentlich bald unser Ticket erhalten. Aber dazu kann ich sicher noch einen weiteren Blog schreiben, denn auf Verreisen will in China gelernt sein.

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Auf Dienstreise…

zu gehen ist als Lehrer nicht nur ziemlich ungewöhnlich, sondern aus deutschen Beamtengefilden kommend, kaum denkbar. Selten bis gar nicht liegen Fortbildungen, wenn sie denn als Dienstreise gelten, in der Woche, und es ist auch nicht selbstverständlich dafür vom Schulleiter freigestellt zu werden.

Mein liebstes Highlight in D waren die jährliche Einladungen vom KLETT-Verlag, die sogar Hotelaufenthalt, Komplettverpflegung im Hotel, sowie besondere workshops, sprich Fortbildungen, beinhalteten. Diese Veranstaltung hat jedoch immer am Wochenende stattgefunden. Oder ich bin mit meiner schulischen Beachvolleyballmannschaft zum Landesfinale nach Wilhelmshaven gefahren – galt wohl  als Dienstreise, denke ich .

Hier, von Beijing aus, liegen die Ziele der Dienstreise im Großraum Asien, und man fliegt dorthin: Stephan und ich sind nun aus ganz unterschiedlichen Gründen unterwegs gewesen, und zwar nach TOKYO und SINGAPUR.

Stephan hatte legere Sportklamotten im Gepäck, trafen sich doch die Sportkollegen der Region zur Planung der Ost-Asienspiele, die im November in Tokyo stattfinden werden. Die Arbeitsatmosphäre war entspannt, dennoch zielgerichtet, und Stephan und unser Kollege, Benny, waren mit dem zügigen Arbeitstempo sehr einverstanden – so verblieb mehr Zeit zum Entdecken der Stadt übrig.  Highlights, die neben der Erstellung z.T. neuer Reglements für die Spiele aus der Reise resultierten, waren, das Erleben der Menschenmassen, die die aus Beijing jedenfalls stellenweise noch übertreffen:

Eine große Kreuzung im Stadtteil Shibuya ist bereits bekannt aus dem Film „Lost in Translation“. Hier können Fußgänger nicht nur über die uns bekannten „Längsseiten“ der zebragestreiften Fußgängerüberwege die Straße überqueren, sondern sie dürfen auch „diagonal“ gehen. Da unglaubliche Massen von allen Seiten auf diese Kreuzung strömen, kommt dies einem „flashmob“ gleich. Gott sei Dank halten sich alle Verkehrsteilnehmer an die Ampelschaltung – in Beijing wird im Gegensatz dazu nur fleißig von den Regeln abgewichen – so, dass wenigstens in Tokyo ein reibungsloses, aber verrücktes Treiben zu beobachten ist.

Vielleicht gibt es hier gleich einen kleinen Film dazu:

(schade, da muss ich mal den Systemadmin fragen, wie das hier geht)

Singapur wirkt dagegen fast kleinstädtisch. Natürlich ist auch diese Stadt eng bebaut, doch sie wirkt klug geplant, liegen doch immer wieder niedrig gebaute Reihenhäuser oder alte, erhaltene Markthallen nebeneinander, und nicht jedes Viertel ist mit Hochhäusern gespickt. Diese stehen fast ausschließlich im Central Business District, wo Banken oder Bürogebäude vorherrschen. Andere Stadtteile haben nur höhere Wohnhochhäuser, deren Etagenanzahl jedoch auch noch sehr übersichtlich gestaltet ist; sie wirken kaum so erschlagend wie das in Beijing der Fall ist. Und egal, wo man sich befindet – es ist eine grüne Stadt, mit mehr als nur einer grünen Lunge. Überall weisen Baumalleen den Weg oder kleine Parks liegen verstreut, immer erreichbar…….ganz ohne Zäune, Mauern oder sonstigen Hindernissen (die wir eben oft in Beijing finden).

Grund für meine Reise war die „Regionaltagung Fernost“, zu welcher eine ganze Delegation unserer Schule anreiste – Schulleiterin, Oberstufenkoordinator, Verwaltungsleiter, ein Vorstandsvertreter und ich, als Regionale Fortbildungskoordinatorin. Alle 20 Schulen beider Regionen (20=Südostasien und 21=Ostasien) nahmen mit ähnlich viel Entsandten der Schulen teil, zusätzliche kamen Vertreter der Kultusministerkonferenz (KMK), des Bundsverwaltungsamtes (BVA) und des Auswärtigen Amtes (AA) aus Deutschland um vor allem über die Internationalisierung der Auslandsschulen zu sprechen. Unsere Schule ist von dieser Entwicklung fast gar nicht betroffen, aber andere Schulen  müssen, um dem Wettbewerb mit  internationalen Schulen an ihrem Standort entgegentreten zu können, englisch- oder französischsprachige Angebote oder ganze Schulzweige aufbauen oder auch weitere Abschlüsse, wie z.B. das Internationale Baccaleaureat (IB) anbieten.  Somit hatte die Tagung eher Konferenzcharakter, obwohl auch unterschiedliche Arbeitsgruppe tagten – außerdem war das erste Regionalabitur für die beiden Regionen, welches nächstes Jahr das erste Mal durchgeführt wird, von großer Bedeutung.

3. Tag im Konferenzsaal eines Hotels

3. Tag im Konferenzsaal eines Hotels

Meine Kollegin aus Singapur und ich haben in diesem ganzen Rahmen alle Schulleiter etwa 1h lang für uns gehabt, um ihnen unser neues Fortbildungskonzept, welches beide Regionen betrifft, vorzustellen. Später konnten wir uns auch abseilen und haben einen ganzen Arbeitstag  für uns genutzt, da wir noch Weiteres vorbereiten und erarbeiten wollten – schließlich sitzen wir ganz selten zusammen. Und eine Fortbildung werden wir im April selbst leiten; die wollten wir noch besser vorbereiten…..da wird es dann nach Shanghai gehen!

Es gab also entsprechend viel Programm in Singapur, welches täglich nur durch eine kurze Umziehpause im Hotel unterbrochen wurde. Denn auch abends ging es dann in festlicherem Ambiente weiter mit zumeist dienstlichen Gesprächen: entweder auf dem privaten Anwesen der Botschafterin Singapurs oder auch auf einem Hügel, wo sich Sir Thomas Stamford Raffles ein Häuschen hat bauen lassen, damit er den besten Überblick über „seine“ Stadt haben konnte, als er sie 1819 für die Briten eingenommen hat. Er hat den ersten Plan für die Modernisierung der Stadt geschaffen…….und dort haben wir eben einen abendlichen Empfang gehabt.

Abendessen mit Heike (Singapur), Uwe unserem Oberstufenkoordinator und Beate aus ChinagMai/Thailand

Abendessen mit Heike (Singapur), Uwe unserem Oberstufenkoordinator und Beate aus ChinagMai/Thailand

Noch nie vorher habe ich meinen Koffer mit so viel Bedacht gepackt, denn tagsüber und abendlich sollte man entsprechend angezogen sein.

Insgesamt war die Tagung vor allem deshalb ein tolles Erlebnis, weil Heike (aus Singapur) und ich alle Themen als Zuschauer verfolgen konnten und viel Einblick in die Schulpolitik erhielten, so wie ich es zuvor noch nie erlebt habe. Wichtigstes Detail war aus den Gesprächen zu entnehmen, dass schulpolitische Prozesse wahnsinnig lang dauern und Entscheidungsträger (auf höherer dienstlicher Ebene) häufig selbst in ihren Befugnissen beschränkt oder gefangen sind, sodass die weitere Umsetzung auf schulischer Ebene an die Vorgaben gebunden ist – es gibt einfach wenig Spielraum für Abweichungen oder gar „bessere“ Vorschläge. Wenn man das als Lehrer weiß, ist es einfacher sich nicht aufzuregen – wir müssen viele Vorgaben umsetzen, auch wenn es eben z.B. keine Entlastung dafür gibt oder man es gern anders hätte. Die Entscheidungen berücksichtigen oft Bedingungen, die man selbst als Lehrer nicht kennen kann – auch das war eine wichtige Erkenntnis. Wir sind eben oft keine Entscheider, sondern Umsetzer…….

Am dritten Nachmittag gab es dann endlich ein bisschen Entlastung und als Freizeitangebot eine Tour durch die Stadt, welche, gemessen am Status einer Großstadt auf kleinstem Raum, wirklich sehr attraktiv ist. Ein bisschen sehnsüchtig habe ich den Joggern und Radfahrern hinterher geschaut, welche in der Stadt Raum und gute Luft haben……das ist eben immer wieder ein Umstand, den wir uns in Beijing wünschten, den wir aber nicht herbeizaubern können.

Blick auf die Stadt von "Singapore Barrage"

Blick auf die Stadt von „Singapore Barrage“

Fazit ist, dass wir unheimlich viel herumkommen – ich  durch meine neue Aufgabe, Stephan dieses Mal durch seine Funktion als Sportobmann, und dass wir viele Einblicke erhalten, die uns reflektieren lassen. Anstrengend sind solche (Reise-)Zeiten, aber eben auch gewinnbringend, interessant und auch  immer sehr erlebnisreich 🙂

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Nr. 9

Wieso, weshalb, warum dieser Abschnitt diesen Titel trägt, wird erst in ein paar Zeilen beantwortet….. – Ihr dürft ein bisschen raten. Bis dahin berichte ich ein wenig über meine kleinen, aber feinen Fortschritte im Chinesischlernen, meinen letzten dienstlichen Ausflug nach Singapur, das Jahr der Schlange und den damit verbundenen Ferien, gebe Euch allen (und uns selbst)  einem Ausblick auf die nächsten Wochen und Monate!

Jeden Montag treffe ich mich fleißig mit meiner Lehrerin Zhao Lijuan (der zuletzt genannte Name ist ihr Vorname), und es macht mir zunehmend Spaß. Sie kommt zu mir nach hause, und ich mache uns Kaffee – wie zwei alten Bekannten, die sich zum Klönen treffen – ja, ich habe das Gefühl, dass wir uns inzwischen recht vertraut sind. Dadurch, dass ich mein Können in kleinen Sätzen, die den Alltag  betreffen, ausprobiere, weiß Lijuan schon eine Menge über mich, Stephan, meine Arbeit und meine Hobbies.  Im Gegenzug erzählt sie mir inzwischen ebenso Privates – das Wichtigste ist ihre Partnersuche, die sich für eine junge, gebildete Frau mit Hochschulabschluss, als schwer gestaltet. Da sie bereits 30 Jahre alt ist, relativ konservative Ansichten hat, was die Ehe und ihre Erwartungen an den Zukünftigen betrifft, ist es nicht so einfach einen adäquaten Partner zu finden. Sie möchte auf keinen Fall einen „Weiguoren“ (gesprochen: Wuai-guo-schen = einen Ausländer) heiraten, der ihr vielleicht einen Platz in der oberen Bevölkerungsschicht und einen gewissen Luxus bieten könnte. Sie liebt innere Werte, geht nicht gern in die modernen Cafés, wo sich die „high society“ tummelt, legt keinen Wert auf oberflächliche Äußerlichkeiten – das Zurschaustellen des eigenen Einkommens, indem teure Autos gefahren oder teure Uhren und/oder Handtäschchen getragen werden, sind ihr ein Dorn im Auge. Beständigkeit und Treue im Umgang miteinander sind ihr wichtig – Werte, die in ihren Augen, verloren gehen, da der Konsum regiert und er die Chinesen narzistisch macht.

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Wir sprechen über meine Stundenplan, Stephans und meine Vorliebe Sport zu treiben (Radfahren, Tauchen usw…) die Art und Weise, wie unsere Schule geleitet wird, samt Vorstand, Rolle der Schulleiterin, Gehälter…. ich bin froh, dass wir nicht am Lehrplan meines Chinesischbuches kleben, sondern immer ein Thema finden, das wir beide interessant finden. Wir zeigten uns schon gegenseitig Familienfotos, was mich sehr berührt hat, denn sie kam mit schwarz-weiß Bildern ihrer Eltern, hat mir Bilder aus ihrer Schul- und Studentenzeit gezeigt. Tolle Einblicke in das chinesische Leben, das mir sonst, in unserem deutschen Umfeld,  wenig zugänglich ist.

Ich kann inzwischen eine ganze Menge allein sprechen und sie auch verstehen – aber sie weiß natürlich auch, welches Vokabular auf fruchtbaren Boden bei mir fällt. Auf der Straße werde ich nicht immer verstanden, und bei Nachfragen, stehe ich natürlich auch auf dem Schlauch – trotzdem erschließe ich mir die Sprache langsam, aber sicher, und es macht mir Spaß, Neues zu lernen. Ich könnte ein wenig fleißiger sein, und vielleicht packt mich auch irgendwann der Ehrgeiz, die Zeichen zu lernen………das wird noch ein langer, harter Weg 🙂

 

Vor kurzem habe ich (erneut) festgestellt, wie gern ich hier an meinem Arbeitsplatz bin. Die Arbeitsphasen sind zwar immer intensiv:  Wir haben lange Tage in der Schule und  Wochenendtermine, aber durch meine neue Tätigkeit, Fortbildungen in Absprache mit den Schulleitern in ganz Ost- und Südostasien zu planen (zusammen mit meiner Kollegin in Singapur und dem Prozessbegleiter, der den Schulen in ihrer Entwicklung beratend zur Seite steht), erhalte ich neue Einblicke in die Gesamtorganisation des Auslandsschulwesens, die mir sonst nicht offen stünden. Dienstreisen zu unternehmen, die ebenfalls sehr arbeitsintensiv sind, aber auch unheimlich tolle Möglichkeiten bieten, sich zu vernetzen und auch andere Schulstandorte, deren Schulstrukturen, Probleme, aber auch Möglichkeiten kennenzulernen, empfinde ich als sehr bereichernd. Und natürlich ergeben sich auch Möglichkeiten, das Ziel kulturell oder kulinarisch zu erleben:

So bin ich im Januar auf ein Arbeitswochenende nach Singapur geflogen. Hinflug Donnerstag Nachmittag; Freitag und Samstag waren Arbeitstage; Samstag Abend Rückflug nach Peking! Flugzeit gut 6h (eine Strecke), über 30 Grad Temperaturunterschied!!!  Es war ein echt arbeitsames Treffen, da wir zu dritt Themen für eine große Regionalkonferenz in Singapur im März vorbereiteten und eine weitere Fortbildung für April in Shanghai geplant haben. Trotzdem gab es Zeit um Essen zu gehen, einen Abend in der Stadt zu verleben – mit Ausblick auf die neue Skyline – und sich besser kennenzulernen bei Gesprächen bis nachts um 2 Uhr. Anstrengend und schön!

intensives Arbeiten zu dritt, Markus, Heike und ich an der GESS, Singapur

intensives Arbeiten zu dritt, Markus, Heike und ich an der GESS, Singapur

 

die neue Skyline von Singapur - klasse!

die neue Skyline von Singapur – klasse!

 

 

 

 

 

über den Dächern Singapurs natürlich mit einem "Singapore Sling-cocktail"

über den Dächern Singapurs natürlich mit einem „Singapore Sling-cocktail“

Das Jahr der Schlange habe ich mit einem Geschenk für Stephan eingeläutet: traditionell solten Geburtstagskinder (Stephan ist dem chinesischen Horoskop nach Schlange!) etwas Rotes am Neujahrstag tragen, und die Kleidung muss neu sein (die Chinesen sind wahnsinnig abergläubisch!). Also ging ich einkaufen, und tatsächlich gibt es dann in den Geschäften deutlich mehr rote Bekleidung zu kaufen – witzig, wirklich! Es wurde eine Trainingsjacke von NIKE, die ich ihm vor unserem Abflug auf die Philippinen schenkte. Am Flughafen war die Hölle los – viele Chinesen nutzen inzwischen die fast einzigen freien Tage des Jahres für den Urlaub, anstatt mit der Familie zu feiern. Peking wirkt etwa 4 Wochen lang (2 Wochen vor dem Neujahr und mind. 2 Wochen danach) wie ausgestorben: Die Statistik besagt, dass 10 Mio. Menschen die Stadt verlassen, um die Familie zu besuchen. Es ist nur schwer und unter großem Aufwand möglich, Zugtickets zu erhalten. Meine Chinesischlehrerin hatte mit Ach und Krach Fahrkarten für ihren Wunschtermin erhalten – sie fuhr über 24h mit einem Bummelzug in den Nordosten, unweit der russischen Grenze. Denselben Zug mit demselben Zeitaufwand hat sie auch zurück genommen….

Wir sind abgetaucht, wie im letzten Jahr, waren aber wirklich in abgelegenen Gewässern unterwegs….am Apo Reef – dem Riff, das nach dem großen Barriereriff in Australien, das größte der Welt ist. Der Katamaran, der uns beherbergte, schaukelte uns nachts unter dem glitzernden Sternenhimmel in den Schlaf – auch wenn die erste Nacht auf See weniger romantisch war, sondern eher unser Seetauglichkeit getestet hat.

"unser" Katamaran in der Bucht; Insel Mindoro

„unser“ Katamaran in der Bucht; Insel Mindoro

 

 

 

 

Apo Reef Island, völlig abgelegen

Apo Reef Island, völlig abgelegen

 

 

 

 

 

romantischer Sonnenuntergang

romantischer Sonnenuntergang

Nun bricht die arbeitsame Zeit vor Ostern an, inklusive Abiturkorrekturen, an. Dienstlich werden wir beide ein bisschen unterwegs sein; Stephan wird nach Tokio reisen, um die nächsten Ostasienspiele für November mit weiteren Sportkollegen zu planen; ich werde nochmals in Singapur sein, bei der Regionalkonferenz zu welcher nicht nur alle Schulleiter aus Ost- und Südostasien kommen werden, sondern auch Vertreter aus der Zentrale für das Auslandsschulwesen (ZfA-Köln) und dem Auswärtigen Amt (Berlin). Aber auch die Osterferien sind schon geplant – wir werden auf Hawaii Radfahren…..mal die Ironmanstrecke testen; man weiß ja nie…… 🙂

Und mit dem Thema Radfahren kommt nun auch die Auflösung zur „Nr. 9“ – Stephan hat sich ein neues Rad gekauft – eines, das seiner Körpergröße endlich gerecht wird (was hier in China gar nicht so einfach ist), aber es wird als unser insgesamt 9. Fahrrad (inklusive unserer Räder in D) auch ein Test sein, ob solche Neuentwicklungen wirklich etwas taugen: dieses Klapprad der neusten Generation – nicht mehr hässlich, sperrig und ungelenk – präsentiert sich sportlich, äußerst wendig und praktisch, weil es in einer Tragetasche verstaubar ist, damit wir es im Taxi an den Stadtrand transportieren und dann von dort aus auf Radtour starten können. Wir werden berichten.

Zuletzt zeigt uns der Ausblick auf den Rest des Schuljahres, welches nun mit großen Schritten naht, dass wir schon fast zwei Jahre in Peking sind. Die Zeit vergeht schnell, ist intensiv und bereitet uns auch neben der Arbeit viel Freude, Vergnügen, aber auch graue Haare……..liegt es einfach daran, dass wir ein bisschen älter werden? Ergeht es Euch allen auch so? Verfliegt Eure Zeit? Wollt Ihr morgens auch mal ein kleines Facelifting haben? Werdet Ihr auch ein wenig eitler, was die Fältchen angeht? Mir geht es manchmal so!

Insgesamt haben Stephan und ich uns vorgenommen, die Zeit zu genießen und sind uns immer wieder bewusst, wie privilegiert wir doch sind. Kling positiv – ist es auch!  Ich wünsche Euch ebenso Wohlbefinden, positive Gedanken, Gelassenheit (glaubt aber nicht, dass ich die immer habe!!!) und freut Euch an den kleinen Dingen, z.B. der frischen Luft, die ja scheinbar auch in D auf dem Prüfstand steht ……

P.S.: Bei uns wird es langsam aber sicher Frühling, letzte Woche haben wir bereits 2 (!) Mal in der Sonne Kaffee getrunken…..tagsüber haben wir schon bis zu 14Grad gehabt (nachts noch knapp unter Null), aber schon ab nächster Woche wird es nachts nicht mehr frieren. Und die ersten Blümchen stehen schon bei uns im Wohnzimmer 🙂

 

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kong qi bu hao (sprich: kung tschi bu chau) = Die Luft ist nicht gut

Fast könnte man meinen, dass mein blog unnötig sei – so viel wird inzwischen, oder eben besonders jetzt über China in den Medien berichtet, siehe z.B. www.spiegel-online.de! Trotzdem,…..ich glaube, ein Erlebnisbericht ist zwar auf der einen Seite sehr subjektiv, spiegelt dennoch manches Mal mehr Authentizität wider – zumal ich z.B. keine Filter vor meiner Kamera nutze und auch keine Bildbearbeitung.

Außerdem schreibt Ihr immer wieder mal zurück, dass Ihr es genießt, etwas Neues zu erfahren, und zwar so, wie Stephan und ich es erleben. Schön zu hören….und mir macht es im Nachhinein ebenfalls Freude zu lesen, was wir alles erlebt haben.

Thema Nr. 1…..die Luft! Ja, sie war zuletzt wirklich nicht gut, und wenn es so ausgedrückt wird (wie in der Überschrift) , dann ist da etwas Wahres dran. Chinesen sprechen sonst kein negatives Wort offen aus. Somit gibt es auch kein Wort für „schlecht“, aber viele, die nicht gute, nicht sehr gute oder eben mittelmäßige Zustände ausdrücken. Mein liebstes Wort/Ausdruck war von Anfang an „Ma Ma Hu Hu“, was so viel bedeutet, wie „so lala“, und das ist schon eine recht deutliche Aussage für einen Chinesen, der Kritik äußert.

Also, die Luftwerte waren nun fast 3 Wochen lang echt schlecht; als vor 2 Wochen die Werte bis über 700 kletterten, dachten wir, Stephans Anzeige sei kaputt, da wir hatten angenommen, mehr als 500 ginge gar nicht.  Nach Protesten im Internet, verhängte die Regierung dann auch tatsächlich Warnungen und empfahl der eigenen Bevölkerung den Aufenthalt draußen einzuschränken.  Sehen konnte man das natürlich auch….es hing ein Schleier vor der Sonne, es war dunstig, neblig, wie depressives Novemberwetter in Deutschland, nur, dass dieser Nebel auch noch ungesund ist;  wie sehr, weiß niemand, aber die Mikropartikel sollen tief in die Lunge eindringen können – werden also nicht abgehustet. – Wenn man einmal hier ist und sich dem Zustand auch nicht entziehen kann, hilft aber auch kein Jammern…..kein Sich-sorgen. Die einzige Maßnahme, die Stephan und ich ergreifen ist, dass wir kein Sport treiben, wenn die Werte über 400 liegen……dann merke ich z.B. auch eine Einschränkung beim Atmen und das Herz schlägt auch kräftiger. Ich merke, wie der Körper reagiert, um die sich der Schadstoffe zu erwehren.  Trotzdem haben wir versucht nicht zu viel darüber nachzudenken.

Andere Kollegen oder auch Chinesen tragen Mundschutz in den unterschiedlichsten Varianten, der aber auch von vielen Chinesen zum Schutz der Gesichtshaut getragen wird, damit der kalte Wind die Äderchen nicht rötet oder gar platzen lässt. Also eher Schöhnheitswahn…..naja, aber in diesen Tagen soll der Schutz bewirken, dass eben die zuvor genannten Mikropartikel nicht in die Atemorgane gelangen. Auch gibt es Filteranlagen oder Luftbefeuchter für die Innenräume. Die Schule will nun auch die eigenen Systeme prüfen und schauen, ob weiterer Schutz möglich ist.

Nein, ich will nichts beschönigen, aber wir haben einfach immer auf eine Verbesserung der Wetterlage gehofft, die ungewöhnlich war. Der Smog konnte nicht abziehen, weil recht warme Luftmassen den Weg blockierten, und da Peking von 3 Seiten von Bergen umgeben ist, war der Talkessel „gedeckelt“. Aber nicht nur Peking, sondern der gesamt Norden war davon betroffen; die Nordwinde aus Sibirien fehlten. Sobald hier Wind aufkommt, sinken die hohen Werte beim Zusehen innerhalb von 15min – erstaunlich!

Und seit gestern (Freitag, 1.2.2013) haben wir wieder blauen Himmel und ganz niedrige Werte, Sonne und ertragen auch gern wieder niedrige Temperaturen von -10, aber mittags wärmt die Sonne schon wieder sehr, sodass auch Pluswerte (+1) möglich sind.

Noch mehr Bilder zur Smoglage gibt es seit heute (Samstag, 2.2.) auf Spiegel-online:  Die Fotos zeigen auch unseren Wohnkomplex (4. Foto; weiß gestreifte Wohntürme), aber hier wurde z.T. sicher mit Filtern gearbeitet oder Bilder wurden nachträglich bearbeitet;  Schade ! …trotzdem spiegeln sie wider, wie es hier im Smog aussieht und es ist klar, dass sich niemand dem Schmutz gern aussetzt.

Unterdessen freuen wir uns auf die chinesischen Neujahrsferien, in welchen es uns wieder auf die Philippinen verschlagen wird. Kommenden Samstag geht´s los – 1 Woche Seele baumeln lassen. Dort lassen wir uns auch von der salzigen Luft verwöhnen und kurieren unsere Lungen.

Zwischendurch war ich auch wieder dienstlich unterwegs – in Singapur, dem wohl saubersten Staat in (Südost-) Asien…..wir  können also immer wieder durchatmen, damit Ich Euch und wir uns auch nicht allzu sehr  um uns sorgen müssen. 🙂

Bis bald aus Beijing !

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Es weihnachtet….

auch in Beijing! Tatsächlich hat es am Mittwoch ein bisschen geschneit – pünktlich zum Weihnachtsfrühstück mit meiner 11. Klasse rieselten die ersten Flocken, und es blieb sogar eine hauchdünne Schicht liegen. Zuvor war es schon bitterkalt gewesen, bei etwa -12 morgen um 7 Uhr. Doch die Sonne schien vom blauen Himmel herunter, dass es eine echt Freude war und wir die trockene Kälte (nur 14% Luftfeuchtigkeit – also fast nichts an Feuchtigkeit!!!) gut ertragen konnten. Jetzt ist es milder, aber leider auch etwas smogig, da es nicht windet.

Also, gut eingepackt – auch mit warmer Unterwäsche – fahren wir aber stetig mit dem Rad und finden das auch ganz prima, wenn nicht gerade der frostigste aller Winde bläst 🙂

Und als wir nun just heute Abend aus dem Weihnachtskonzert unserer Schule nach hause fuhren, tanzten auch die Flocken. Schön, da wird uns auch weihnachtlich zu mute.

Hier ein paar Eindrücke vom weihnachtlichen Beijing im Schnee:

 

 

 

 

 

 

Aber auch eben erst jetzt, da die straffen Schultage der Bundländerinspektion und aller Klausuren vorüber sind. Die Schüler waren auch erst heute zum ersten Mal nach den intensiven Schulwochen entspannt und konnten das bunte Musikprogramm und das dazugehörige, von den Oberstufenschülern organisierte Buffet genießen.

Ein schöner Abend, und nun hoffen wir, dass es weder in Beijing noch in München oder Hannover zum Schneechaos kommt, damit unsere Flieger sicher starten und landen können.

Euch allen ein frohes Fest, gemütliche und ruhige Stunden mit Muse für alles, was zu kurz gekommen ist. Wir freuen uns auf ein paar Tage Sonne und Radfahren, darauf, einige von Euch zu treffen (aber leider nicht jeden!) und dann ganz sicher auf das neue Jahr in Beijing und darauf, es mit Euch teilen zu können – auch wenn Ihr alle manchmal weit weg seid, so seid Ihr uns doch oft auch nah – wenigstens in Gedanken, in mails oder auf Bildern.

Skype hat zuletzt nicht gut funktioniert; mir schien es, also ob nach den Wahlen die Observateure wieder eifriger waren…….aber das lässt schon nach. Kollegen haben am vergangenen Sonntag wieder beste Skype-Verbindungen gehabt – dann können wir es auch bald wieder versuchen; ab Januar dann wieder!

Fühlt Euch gedrückt! Herzlichst, Susanna und Stephan

 

 

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Stimmen von uns…

….könnt ihr jetzt im Internet-Radio hören.

Unter folgendem link hört ihr ein Interview von uns, das auf CRI (China Radio International-online) gepostet ist.

mms://webcast.cri.cn/berlin/webcast/20121126-1.wma

Dieser chinesische  Radiosender hat auch eine deutsche Abteilung, in welcher Marie Bollrich arbeitet. Sie ist journalistisch tätig und hat eine eigene Recherchesparte, die „Menschen auf Ostkurs“ heißt. Sie spürt Deutsche auf, die in China leben und arbeiten, hat uns gefunden und uns interviewt. Dabei stellt sie allen Interviewpartnern dieselben Fragen – so könnte man Parallelen herstellen und Ansichten unterschiedlichster Menschen vergleichen. Falls Ihr also Lust habt, stöbert nach anderen gesprächigen Leuten, die hier in Beijing leben oder hört einfach mal, was wir zu ihren Fragen über Land und Leute sagen.

 

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Vom Spielfeldrand…

….schreibe ich heute endlich mal wieder ein paar Zeilen. Stephan nimmt mit seiner Volleyball-Mädchenmannschaft an einem Freundschafts-sturnier teil, und ich begleite ihn, weil das fast eine Ganztags-angelegenheit ist und allein recht langweilig sein kann. Samstags um 6.30h aufzustehen ist zwar kein Zuckerschlecken, und auch 2,5h Stunden Busfahren nicht – aber dafür haben die Kids wenigstens ihren Spaß.

Wir sind nach Tianjin aufgebrochen –  einer neuen Wirtschaftsmetropole östlich von Beijing, nah am Meer (welches wir aber weder gesehen, noch gerochen haben). Angeblich ist Tianjin die wirtschaftlich erfolgreichste Stadt Chinas, aber diesen Titel beanspruchen mindestens noch 10 andere Städte (oder mehr?), wo Aufbruchsstimmung herrscht. Wir sind durch einen nigelnagelneuen Statdtteil gefahren – die Stadt wirkt wie ein Satellit Pekings; Neubauten, wo wir auch hinsehen – nichts Altgewachsenes; da freue ich mich auch mal wieder auf den Anblick der hannoverschen Altstadt J  Die gastgebende Schule wirkt genauso neu wie der Stadtteil und steht in der wirtschaftlichen Entwicklungszone der Stadt (toller Name für einen Stadtteil, oder?), aber die Sporthalle ist gut geheizt –wichtig, weil wir uns letztes Jahr an einer anderen Schule auch schon den Popo abgefroren haben.

Die Mädchen haben das erste Spiel verloren, sind aber ganz gut gelaunt, und wir feuern sie auch bei der nächsten Begegnung wieder an. Die junge Mannschaft muss noch Erfahrung sammeln und wachsen!  Stephan coacht, gibt Tips und verbreitet eine positive Stimmung!

 Berichten möchte ich aber von vielen anderen Erlebnissen, die sich in den letzten Monaten ereignet haben.  Es sind vor allem Aktivitäten, die im schulischen Zusammenhang  stehen, doch ihr wisst ja bereits alle, dass wir zum Arbeiten hier sind. Trotzdem gibt es auch immer wieder die Möglichkeit auszubrechen – auch wenn es nur für kurze Zeit ist, so  bleiben doch gerade diese Erlebnisse im Kopf, weil sie intensiv sind:

Im September bin ich nach Bangkok zur Fortbildung geflogen, hatte aber auch einen freien Tag, weil ich bereits am Samstagabend angereist war. So konnte ich den ganzen Sonntag lang die Stadt entdecken, und trotz meiner Befürchtungen, dass das allein ja ganz ungewöhnlich für mich sei – denn Stephan und ich reisen doch sonst nur gemeinsam – und deshalb vielleicht weniger Spaß machen könnte, habe ich den Tag sehr genossen.

Ich habe mir einfach einen Tempel ausgeguckt, den ich besichtigen wollte. Bei der Qual der Wahl ließ ich mich von dessen Lage inspirieren. Denn „Wat Po“ liegt fast direkt am Fluss, der die Stadt teilt. Und da eine Fahrt durch die Kanäle (Klongs) ebenfalls für diesen Tag auf meiner Wunschliste stand, war schnell ausgemacht, dass ich eben in jenem Tempel ein bisschen Ruhe suchen wollte. Es war natürlich weniger ruhig, doch mit chinesischen Strömen verglichen immer noch viel geruhsamer. Ich lief einfach immer weiter hinein, genoss den esoterischen Klang der Musik, die mich begleitete und den Anblick der bunten Stupas.

in der Tempelanlage „Wat Po“

Die Wärme und der Geruch der Stadt erinnerten mich sehr an Jakarta und auch die Essstände an den Straßen erschienen mir sehr einladend. Gebratenes Fleisch und Gemüse, Reiskugeln und frisches Obst für wenig Geld, und die freundlichen Gesichter der Verkäufer……es fühlte sich herrlich exotisch an. Also stromerte ich durch die Straßen und lief hinüber zu einer der vielen Anlegestellen am Fluss. Eine junge Britin und ich schlossen uns zusammen um noch ein deutsches Pärchen zu einer gemeinsamen und deshalb günstigeren Klongfahrt zu überreden. Kaum verließen wir den Hauptfluss, befanden wir uns (gefühlt wie) auf dem Land. Links und rechts von uns verrichteten die Thai ihre Tagewerk, …

Flussfahrt im Klong

wuschen Wäsche im Fluss, die Kinder fischten und die Verkäufer fuhren von Haus zu Haus mit ihren Booten, die mit Haushaltswaren oder Marktprodukten beladen waren. Es gibt dort auch ganz schwimmende Märkte – einen Marktplatz eben; nur auf dem Wasser. Sicher, ein romantisiertes Bild, das ich als Tourist hatte, aber viel Alltagsleben läuft tatsächlich noch so ab. Auch wenn der Stadtkern mit Hochhäusern gespickt ist, fehlt trotzdem noch der Schritt in die Moderne und alles wirkt ein bisschen schäbig und dreckig – aber das ist mir auch sehr lieb, wenn es denn südostasiatisch ist. Jedenfalls konnte ich diese Tag voll und ganz genießen; habe mit der Britin irgendwo ein Reisgericht am Straßenrand gegessen, anschließend haben wir uns mit der Rikscha zu einem Markt in der Stadt fahren lassen und freuten uns über das verwirrende Angebot – Porno DVDs neben Batterien und Lutschern und Gemüse.

Rikschafahren mit dem „shoegal“ aus GB

Abends traf ich dann schon die ersten Kollegen, mit denen ich mich fortbilden ließ  – insgesamt 25 aus verschiedenen deutschen Schulen Ost- und Süd-Ostasiens. Von Neu Dehli bis Taipeh über Tokio und Jakarta……da gab es genügend Anknüpfungspunkte und sogar gemeinsame Bekannte, über die wir reden konnten. Es folgten dann aber auch drei volle Tage mit Schulung von 9-18h, die wir alle sehr engagiert gestalteten.

Highlight der Woche war dann aber sicher mein abendlicher Ausflug mit einem Kollegen in eine Skybar im 70.Stock (oder so) eines Hotels. Atemberaubend, nur durch ein gläsernes Geländer von der Stadt getrennt zu sein. Die Lichter der Hotels und Boote auf dem Fluss funkelten, und wir schlürften einen Cocktail – toll! Dass wir über 1,5h im Taxi saßen , um die letzten 2 Kilometer dann doch zu Fuß zu gehen , hatten wir dann tatsächlich vergessen 🙂

So, kleine Unterbrechung, denn die Mädels absolvieren nun ihr zweites Spiel – da heißt es: Daumen drücken! –

 – Die Mädchen haben eine sehr akzeptable Leistung abgeliefert, mit 2 gewonnenen und nur einem verlorenen Spiel; und sie hatten wirklich Spaß und haben Mannschaftssinn bewiesen. Da fahren wir nun fröhlich heim – nur schade, dass wir etwa noch 2h im Bus sitzen werden.

 Somit habe ich aber auch genügend Zeit von meiner neuen Tätigkeit als regionale Fortbildungskoordinatorin zu berichten: ich hole mal ein wenig aus……..

Die Standorte der Auslandsschulen sind insgesamt in 23 Regionen aufgeteilt, wobei einige sehr eng kooperieren. Jede Region umfasst etwa 10-12 Schulen, deren Schulleiter miteinander kooperieren und z.B. das neu eingeführte regionale Abitur absprechen…..ähnlich dem Zentralabitur in den Bundesländern, nur, dass wir hier im Ausland noch nicht ganz so weit sind; die Aufgaben werden  immer noch von den Lehrern erstellt und eingereicht, aber dazu wird in den Regionen zusammengearbeitet, damit nicht jede Schule diesen riesigen Aufwand betreiben muss. Die Regionen werden für diese Kooperation auch von der Zentralstelle des Auslands-schulwesens bezuschusst, um z.B. auch Fortbildungen anzubieten. Die Themen dazu sollen in den Regionen abgestimmt werden, damit auch alle Schulen davon profitieren können. Genau diese Koordinationsaufgabe habe ich nun mit Schuljahresbeginn übernommen, werde eng mit Singa-pur zusammenarbeiten (dort liegt das Fortbildungszentrum unserer Partnerregion!). Auf einer Fortbildung in Köln, die im Oktober stattfand, habe ich die 22 anderen Mitstreiter weltweit kennengelernt, und mit ihnen an Reformen usw. gearbeitet. Zurück in Beijing habe ich dann (Anfang November) in meiner neuen Rolle, die Schulleiter der Region über weitere Vorhaben und Belange bezüglich des Themas Fortbildung informiert. Diese Schulleitertagung fand in Beijing, bei uns an der DSP, statt, wird aber rotierend zukünftig auch wieder an anderen Schulen stattfinden. Dann werde ich meine Schulleiterin dorthin begleiten – und somit ist klar, dass ich auch demnächst wieder unterwegs sein werde. Nächstes Halbjahr in Singapur, Tokio und Shanghai! Toll, wie ich finde, aber die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass mein Unterricht trotzdem laufen und  ich vieles vor- und nachbereiten muss. Trotzdem ist der Ausblick darauf, immer wieder auch etwa Anderes als „nur“ Unterricht zu machen sehr interessant.

Die Tage in Köln – eine ganz Woche – waren gespickt mit Infos, und die Tage waren lang. Toll, dass wir alle uns untereinander sofort gut verstanden und irgendwie eng vertraut waren. Wir haben spannende Gespräche geführt; alle waren neugierig, wie der andere in Helsinki, Ankara, Rio de Janeiro oder Johannesburg, Nairobi oder eben Peking lebt. Ein Fotoabend gab tolle Einblicke 🙂

Dadurch, dass ich bereits am Freitag anreisen konnte, hatte ich sogar Zeit für ein Wochenende mit Krissy in Köln. Wir trafen fast zeitgleich in Köln am HBF ein, Krissy aus Hannover mit dem Zug und ich von Frankfurt Flughafen kommend: große Umarmung und ein Gefühl, als wenn wir uns erst am Vortag getroffen hätten 🙂 Ganz vertraut! Wir hatten unser Hotel direkt im Studentenviertel, welches wir auch gleich noch unsicher machten. Ein kleines Restaurant und eine tolle Barista-Café-Bar bescherten uns einen schönen ersten Abend. Fahrradtour am Rhein bei sommerlichen Temperaturen, Picknick mit Blick auf die moderne Hafencity – Peking war ganz fern für mich, und ich konnte mich später in der Woche sogar am deftigen Essen und Kölschbier freuen. Also ein bisschen Ausspannen war auch dabei.

Radtour am Rhein

so viel Grün gibt es in Peking leider nicht – ein echter Genuss für mich!

Zwischendurch, nämlich Ende September bin ich mit meiner 11. Klasse noch auf Studienfahrt gewesen:

Es ging leider NICHT in die Bergregion von Xinjiang, ganz im Westen Chinas, nahe der Grenz zu Turkmenistan, weil die Fahrt zum Einen teuer, aber einigen auch zu abenteuerlich war – auch den Eltern. Somit wurde kurzfristig noch ein neues Ziel gesucht; es sollte in „Avatarberge“ gehen. Die Produzenten des Kinohits „Avatar“ sollen sich in der Region Zhangjiajies in der Provinz Hunnan haben inspirieren lassen – womit dort auch kräftig geworben wird.

Abgesehen davon, dass der Reiseveranstalter TUI dieses Mal von uns derbe gerügt wurde (und ich zwischenzeitlich die ganz Fahrt in Frage gestellt habe) waren die Reiseziele, die wir ansteuerten sehr sehenswert. Die zerklüfteten Sandsteinformationen wirkten mystisch auf uns, waren sie doch ständig nebelumwabert. Das Wandern über unzählige Stufen kannten wir bereits, machte aber deshalb nicht mehr Freude – aber wenigstens war genügend Bewegung im Programm. Eine Wildwassertour war natürlich das highlight für die Schüler, aber auch wir (5!) Kollegen hatten unseren Spaß mit pump-guns und Bad im sehr sauberen Gebirgsfluss.

Das Städtchen Fenghuang, welches über eine wirklich schön hergerichtete Altstadt verfügt, hatte es mir dann wirklich angetan. Man konnte die Minderheiten in ihrer traditionellen Kleidung und darin ganz alltägliche Arbeiten verrichten sehen. Sicher, einerseits wird hier ein Clichée bedient, ohne welches der Tourismus in dieser Region nicht funktionieren würde. Und doch sind es ja genau diese altertümlichen Lebensweisen, die interessant sind – auch wenn damit klar ist, dass der Fortschritt dort noch keinen Einzug erhalten hat und das Leben mehr als beschwerliche ist für diese Menschen. Berge von Kiwis werden dort mit der hand gepflückt und in mannshohen Bergen am Straßenrand aufgeschüttet; wir haben dem Handwerk zuschauen können…..wie Ingwerbonbons aus einer Melasse „gezogen“ werden und konnten alles probieren – mit mehr oder weniger beigesetztem Chili. Lecker!

Trotzdem bleibt ein Nachgeschmack, wenn wir zwei Strecken à 2,5h fliegen, zwei Mal 5 Stunden Bus fahren, aber mit schlechter Reiseleitung einfach wenig von dem kulturellen Eindruck hängen bleibt. Ich bin froh, dass meine Klasse hinterher reflektierte, dass ein Hotelaufenthalt nicht nötig sei – eine Jugendherberge wäre heimeliger und böte mehr Raum für Gruppenaktivitäten. Ich bin gespannt auf die Planung der Schüler im nächsten Jahr!

 Und im Anschluss in die Klassenfahrtswoche, als die ganze Schule auf Achse war, hatten wir ja auch noch Besuch von meiner Mami! Sie hatte sich die schönste Reisezeit ausgesucht, denn die Herbstwochen von Mitte September bis Mitte Oktober sind einfach herrlich. Die auf der Stadt lastende Schwüle hat sich dann verzogen und wich einem traumhaft blauen Himmel, die Temperaturen steigen tagsüber immer noch auf gut 25 Grad und wir haben nach der Studienfahrt auch noch eine Woche Herbstferien. Somit war Mamis Einstieg ins chinesische Leben ganz sanft; wir hatten täglich Zeit und so eroberten wir die Stadt gemeinsam oder zeigten ihr unsere Lieblingsplätze. Wir probierten aber auch schon alle möglichen Verkehrsmittel aus, damit Mami in der Folgewoche vielleicht auch allein losziehen könnte. Und das tat sie dann tatsächlich: sie fuhr alleine Bahn, Taxi und sogar Bus – somit war sie unheimlich mobil und konnte in aller Ruhe durch die Verbotene Stadt schlendern. Damit meine ich natürlich, dass sie sich ihre Zeit selbst einteilen konnte, da wir sowieso in der Schule beschäftigt waren – denn ruhig war es dort natürlich nicht! Die Menschenmassen haben ihr schon Mühe gemacht oder sie sehr beeindruckt. Jedenfalls kam ihr nach dem Heimflug der stille Hirtenweg ganz unheimlich vor, weil niemand auf der Straße war.

Ich habe jedenfalls wunderschöne Tage mit meiner Mami genossen; wir haben die Mauer „erklommen“ , haben uns also wirklich durch den dicksten Busch geschlagen, um den Ausblick noch besser genießen zu können; wir sind ganz urtypisch chinesisch Essen gegangen, und Mami hat alles mitgemacht, ausprobiert – ist sehr neugierig auf unser Lebensumfeld gewesen. Welch schöner Familienbesuch!

 So flogen die Wochen dahin. Und ich habe es kaum geschafft, monatliche Berichte zu schreiben……..(kein Wunder, wenn auch ich nun nachträglich lese, wie kurzweilig unser Leben hier ist)! Ob ich es im neuen Jahr besser schaffe?

Stephan und ich wunderen uns ständig, dass schon wieder eine Woche vorbei ist, wenn wir freitags nachmittags unseren heißgeliebten Café Latte trinken. Die Arbeitstage sind lang und intensiv. Die Arbeitsphasen zeitlich knapp, und nun steht auch noch die Bundländerinspektion ins Haus. Drückt uns mal die Daumen, damit wir als exzellente Auslandsschule zertifiziert werden!

 Und in nur 3 Wochen stehen die Weihnachtsferien vor der Tür, und wir fliegen gen Heimat –(also nach H)  allerdings nicht ohne auch selbst ein bisschen auszuspannen, deshalb werden wir vor Weihnachten noch eine Woche auf Lanzarote sein, über die Feiertage in NOM, über Silvester wohl in BUX und im neuen Jahr in KH.

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susanna.hasseädspeking.net.cn

 

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Die Merkel, die Fahrschule und die Radpanne….

…all das hat uns in den letzten Wochen – abseits des Schulalltags – beschäftigt.

Naja, um ehrlich zu sein, haben wir Frau Merkel leider nicht live erlebt, waren Stephan und ich doch nicht zum Empfang in der Botschaft eingeladen. (Wie schade!) Im Vorfeld hatten wir gehört, dass die Botschaftsmitarbeiter im Sommer komplettes Urlaubsverbot hatten, um die Anreise des deutschen Trosses vorzubereiten. Davon waren ja dann auch etliche unserer Schüler betroffen, die keinen Familienurlaub unternehmen konnten. Erholt schienen sie dennoch zu sein, aber eben nicht en famille. Dass unsere Kanzlerin in Beijing angekommen war, hatte dennoch Auswirkung auf unseren Alltag, denn die Buskinder kamen alle etwa 40min zu spät in die Schule, weil die Autobahn komplett gesperrt worden war. Der Flughafenzubringer wird eben auch von unseren Schulbussen genutzt, da einige Wohngebiete in der Richtung liegen. Fr. Merkel und Anhang wurden in Limousinen abgeholt und durften – entgegen des üblichen dichten Verkehrs – die Autobahn für sich allein haben.Welch Luxus! Zum abendlichen Empfang war die Schulleitung geladen, die von einem glamourösen Fest in gediegener Atmosphäre berichtete. Nur die Drängelei um den besten Platz neben der Kanzlerin für die zu veröffentlichenden Fotos war wohl wenig standesgemäß.

Ein bisschen aus der Schule:

Damit unsere 32 neuen Kollegen sich auch schnell einfinden und wir einander kennenlernen konnten, fuhren wir zu einem Kollgiumsausflug in die Berge. Aus der Wanderung wurde eher ein Spaziergang, weil die Busfahrer nicht sofort den richtigen Parkplatz fanden, aber Zeit zum Klönen gab es dennoch genügend Zeit beim anschließenden chinesischen Essen an etwa 15 runden Tischen zu je 8 Personen…..ja, wirklich soooo groß ist die Gruppe samt Kindergartenerziehern, aber es waren auch etliche Kinder beim Ausflug dabei. Am interessantesten war jedoch die Busfahrt hinaus aus der Stadt bzw. wieder zurück, über die vielen Autobahnringe, auf welchen wir entdeckten, wie die Fahrschulautos hier aussehen. In einem Aussenbezirk – auf etwas ruhigeren Strassen waren tatsächlich die Fahranfänger unterwegs, obwohl uns bislang nur bekannt war, dass auf abgeschotteten Verkehrsübungsplätzen geübt würde….weit gefehlt. Sie schlichen auf der Straße herum: Große Karossen mit langer Motorhaube – ähnlich einem amerikanischen Buick – und vier überdimensional großen Aussenspiegeln auf der Motorhaube montiert. (Schade! Hier fehlt eindeutig ein Foto, aber wir kamen aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus!) Außerdem stand in großen chinesischen Lettern auf einem Schild, welches oben auf dem Dach angebracht war: Auto zum Üben!!! Ich hoffe, wir können bald Fotos nachliefern.

Da wir uns vorgenommen hatten, häufiger aus der Stadt rauszufahren und vor allem noch das schöne, immer noch heiße Sommerwetter zu nutzen, haben wir bereits 2 Sonntage auf dem Rad in den Bergen verbracht. Die erste Tour haben wir wieder mit dem „Peloton“ gemacht – einer Expat-Gruppe, die sich sonntags morgens um 6.30h trifft, die Räder in Kleinbusse verlädt und die Stadt in Richtung Nord/Nord-Ost verlässt. Die Radtouren werden immer eine Woche zuvor per email angekündigt, die Strecke wird als Karte verschickt, und die unterschiedlichen Streckenlängen werden ausgewiesen. So weiß man, worauf man sich einzustellen hat. Der Haken: wer nicht die längste Tour fährt, muss auf die letzten warten. Somit kann der Ausflug schnell zur Tagestour werden, auch wenn man selbst nur 3-4h gefahren ist. Aber wir hatten Glück: die Strecke war sehr überschaubar als Wendepunktstrecke auf einer einzigen Straße zu fahren…..sodass wir nicht Gefahr liefen, uns zu verfransen. Dieses wäre ja leicht möglich, da ausserhalb der Stadt (also ab etwa 50km außerhalb) NIX mehr in lateinischen Buchstaben zu finden ist……nur Zeichen!!! Und der Anspruch schien uns nicht allzu hoch, sodass wir recht weit mitfuhren, was uns die Wartezeit zum Ende verkürzte!!!! Tolle Ausblicke, absolute Stille, viel Grün und fantastisch ausgebaute Straßen.

An einem weiteren Sonntag, gleich in der folgenden Woche, probierten wir eine neue Strecke mit einer neuen Gruppe aus – allerdings stellten wir fest, dass einige, uns bekannte Gesichter mit dabei waren. Wenn man demselben Hobby frönt, trifft man sich scheinbar auch in dieser riesigen Stadt wieder. Wir standen noch früher auf, denn die Tour begann in den Hutongs, an einem recht neu eröffneten Radladen mit integriertem Café, und wir wollten direkt von dort aus gemeinsam hinausfahren, in die Berge hinein und dann in selbst gewählten Kleingruppen wieder zurück zum Laden oder wahlweise gleich nach Hause. Vorteil dieser Tour: wir würden mittags, so um 12h wieder daheim sein und hätten noch dann ganzen Tag vor uns, nur mit schon ein paar Kilometern in den Beinen (es sollten so 110km werden!). Wer in D begeistert Rad fährt, wird sich an diesen Anblick kaum gewöhnen …..

neben und unter der Schnellstraße

……   Für etliche Kilomter geht es erst einmal parallel zur Hauptstraße, bis die Außenbezirke und Berge erreicht sind. Aber hier nehmen wir eben den Verkehr, wohl oder übel, in Kauf- schließlich lockt das Fahren doch mehr!!

Leider kam ich nur bis etwa km 50….da sprang die Kette ab, ich legte sie wieder auf, aber dann brach das gesamte Schaltauge und die Schaltung zog sich in das Hinterrad. MIST! Mein schönes Rad….dachte ich nur und ärgerte mich darüber, dass ich wohl dazu beigetragen hatte. Schon öfter hat Stephan mit ermahnt, nicht so viel Spannung auf die Kette zu bringen, also ungünstige Übersetzungen zu fahren. So auch dieses Mal,…..ich hatte meinen Schaltfehler schon bemerkt, aber zu spät…..Sogleich sprang der uns begleitende Spanier Marcos von seinem Rad; er und Stephan versuchten zu retten, was zu retten war, aber fahrtauglich war mein Rad eben definitiv nicht mehr: ich sollte einen Rücktransport aus diesem Kaff amBerg benötigen. Und tatsächlich kam auch gleich ein (neugieriger) Chinese, um zu schauen, was passiert war…

Reparaturversuch

Er rief einen Freund, der mich mit einem Minivan abholen wollte. Und wirklich – kaum 20min später – kam der angefahren, wir verhandelten einen Preis und los ging´s.

Unterwegs gab es dann noch ein paar China-Eindrücke gratis, wie z.B. diesen Transport:

ein LKW voll Schafe

Einmal noch tanken zwischendurch, sodass ich auch mal eine Tankstelle sah, und feststellte, dass die Benzinpreise recht hoch sind – etwa € 1. Und dass bei dem geringen Einkommen in China. Das erstaunte mich sehr, und trotzdem war er mitnur etwa € 30 für meine Fahrt in die Stadt einverstanden…..

an der Tankstelle

mein schüchterner „Retter“

Toll, wie das klappte mit meinen paar Brocken Chinesisch, die ich nur mal wirklich ausprobieren konnte. Stephan hatte sich natürlich Sorgen gemacht, aber alles klappte, wie versprochen, und Angst um Übergriffe muss man wirklich nicht haben. Fast gleichzeitig mit Stephan kam ich dann zu hause an….. ein bisschen Stau hatten wir auf der Autobahn natürlich noch mitgenommen.

Jetzt warte ich sehnsüchtig auf die Ankunft meiner Mami, denn sie bringt nicht nur sich selbst, sondern auch ein neues Schaltauge für meinen Radrenner mit 🙂

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Eine Sommerpause….

….haben wir uns gegönnt, nachdem unsere erstes, so erlebnisreiches Schuljahr, hier mit Schulfesten (Plural!), Abschlussfeiern, letzten Elterngesprächen und Vorbereitungen für die Studienfahrt zu Ende gegangen ist. Wir waren ganz schön platt, aber auch sehr zufrieden mit uns…..konnten eine umfassend positive Bilanz nach unserem ersten Jahr hier ziehen.

Aber nun zog es uns auch heim….in die Heimat, ein Begriff mit dem sich viele schwer tun, aber den man fühlt, wenn man in der Ferne ist, sich entfernt hat! Und dass wir auch unserer Stadt Hannover so verbunden sind, hätten wir vor ein, zwei Jahren wohl auch nicht gedacht. Heimweh hatten wir die ganz Zeit nicht, aber da ist ein warmes Gefühl, wenn wir an D denken, und es war schön, es wieder aufzusuchen.

Wir haben Familie und Freunde wirklich wiedersehen wollen. Aus der Distanz relativiert sich vieles, sicher hat man auch ein vielleicht etwas verklärten Blick, aber ich habe in diesem letzten Jahr ganz viel an Familie, meine Kindheit und z.B. Erlebnisse in Kroatien gedacht, sodass ich da gern wieder auffrischen wollte. Freunde zu sehen war uns ganz wichtig, sodass sich zunächst ein Terminmarathon anbahnte, den ich nicht so gut vertragen habe zusammen mit Jetlag und einem darauf resultierenden „Weltendurcheinander“. Also haben wir nicht alle lieben Gesichter getroffen, und da hoffe ich einfach auf Verständnis. Aber wir haben es genossen, mit dem Rad/unseren neuen Rädern, denn ohne Fahrrad fehlt uns etwas (!), in die Natur zu fahren – und zwar gleich von der Haustür aus, was in Beijing nunmal nicht geht. Wir waren Joggen am Kanal oder in den Gärten und Schwimmen im Lister Bad, haben Freunde zu hause besucht oder uns im Café getroffen……haben die Seele baumeln lassen, aber haben uns auch um die Familie gekümmert.

Ich konnte ein paar Tage mit allen Linic – en (also meinem Bruder+Familie und meinen Eltern)  in Rijeka genießen, was natürlich auch Urlaub war. War mit meiner Mama auf dem Markt, mit den Kindern im Meer, und alle haben wir gemeinsam den Blick über die Stadt genossen. Stephan war bei seinen Eltern, und so hat jeder seinen ganz persönlichen Moment mit der Familie haben können. Gemeinsam konnten Stephan und ich  durch HH streifen, waren in BUX oder nochmals mit dem Rad im Solling bei NOM, haben ein bisschen eingekauft oder einfach nur ein bisschen geschwelgt – auch im leckeren Essen, mit dem uns einfach jeder verwöhnen wollte. Auf Kuchen haben wir auch kaum verzichtet 🙂 Die Gespräche oder auch einfach nur kleine Momente mit Freunden haben uns viel Freude gebracht und weitere Gedanken angestoßen. Aber es ist uns auch klar geworden, dass nicht jeder an unseren Erlebnissen interessiert ist oder sie verarbeiten kann oder möchte. Aber auch das ist in Ordnung, denn jeder lebt sein Leben und gestaltet es selbst. Wir teilen unseres gern mit Euch, wenn Ihr das auch möchtet, und so gab es auch viel von Euren Erlebnissen zu hören, und wir wollten gern auch an Euerm Leben teilhaben. Schöne Zeit!

Und so stellte sich auch ein Gefühl von Wehmut ein, als wir unsere Koffer wieder packen mussten. Aber wir wussten auch – und so ist es dann gestern, als wir hier in Beijing ankamen auch gekommen, dass wir uns wieder wohl fühlen würden. Sofort hat sich wieder dieser Bann entfaltet, den die Stadt ausübt. Wir sind gut angekommen und haben uns auf und über unsere Wohnung gefreut; sind nach einem kurzen Schläfchen in die nähere Umgebung aufgebrochen, um erste Erledigungen zu schaffen, und da war sie wieder…. diese Neugier und auch die Einsicht, dass sich diese Stadt so schnell verändert. Kaum, dass man 6 Wochen weg ist, gibt es neue Geschäfte (andere sind natürlich dann auch weg), die Baustellen haben Fortschritte gemacht, und die Stadt war auch gar nicht so voll. Offensichtlich gibt es hier auch ein  Sommerloch….die Menschen flüchten vor der Hitze und Schwüle, die sich hier breitmacht. Und während ich hier schreibe ist der TaiQi-Sportler, der täglich auf unserem großen Platz in der Mitte unseres Compounds (Wohnanlage) übt, wieder fleißig. Die chinesischen Klänge seiner Musik dringen hier bis in unsere Wohnung und ich wünschte, ich könnt das so wie er….diese memorierten Bewegungsabläufe so geschmeidig umsetzen. Ja, das habe ich mir vorgenommen: wenn wir schon hier, in der Wiege der chinesischen Kampfkunst, leben, möchte ich auch etwas davon mitnehmen. Und so kommen wieder neue Pläne auf, die wir umsetzen wollen….eine neues Jahr gestalten mit mehr Ausflügen in die Stadt und Umgebung, mehr sporteln, auch wenn die Umstände immer wieder widrig sind, neue Kollegen kennenlernen und integrieren, die Sprache noch besser erlernen, neue Reisen planen…..und und und.

Und wir freuen uns auf Besuch, der sich schon angekündigt hat: Meine Mama wird die erste dieses Jahr sein und Ende September anreisen. Und ein paar andere Reiselustige haben sich bereits angemeldet. Es wird uns eine Freude sein, Euch unser Beijing zu zeigen!!!!

Also, ich hoffe, nein, ich denke sicher, dass es wieder eine sehr kurzweilige Zeit sein wird….freut Euch darauf, so, wie ich!

Hier ein paar wenige Bilder und Impressionen von Kroatien, Doris´ liebste Stadt Berlin an nur einem Nachmittag und unsere neuen Räder!!!! 🙂

 

Rijeka und Kvarnerbucht von Trsat aus fotografiert

vor dem Reichstag tummelten sich dann mehrere Reisegruppen

ein neues Rad für Stephan

 

 

 

 

 

 

..und eines für mich!

 

 

 

 

 

 

 

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Alles Neu macht der Mai….

Der Frühling ist von heute auf morgen im April hier eingezogen – ruck zuck kletterten die Temperaturen auf sommerliches Niveau. Auch wenn wir gerade heute etwas kühle 20 Grad haben und es seit zwei Tagen zwischendurch etwas regnet, so ist doch seit 4 Wochen hier durchgehend nicht nur T-shirtwetter, sondern es herrschten auch schon hochsommerliche 30+Grad.

Und Frühling sieht dann ungefähr so aus:

eine der chinesischen Lieblingsbeschäftigungen

Blumen am Kanalufer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kanal an unserem Schulweg, wo sommers wie winters geschwommen wird!!!

Am langen Maiwochenende musste ich erstmals seit Jahren kein Abi korrigieren, sodass einem Städtetrip nichts entgegenstand. Also auf nach Shanghai: Mit Doris, unserer Lieblingskollegin, und ihrer Freundin, Birgit, ging es mit dem Schnellzug vom Südbahnhof los. Obwohl Stephan und ich sonst verlässlich und pünktlich sind, ergatterten wir den Zug gerade soeben – die Taxisuche am frühen Morgen (8.00h) hatte sich äußerst schwierig gestaltet. Aber es hat alles geklappt! In 4,5h mit Tempo 300 durch Chinas Landschaften zu sausen war äußerst entspannend, und somit konnten wir noch nachmittags Shanghais große Flaniermeile, den Bund, entlangschlendern. Bei bestem Wetter posierten wir vor der „Fototapete“ der Wolkenkratzer des Finanzviertels und genossen am frühen Abend die Illumination – einfach klasse!

wir 4 am Bund - Blick auf das Finanzviertel in Pudong

 

Pudong by night

Die nächsten Tage waren dann etwas regnerisch, tiefhängende Wolken ließen einen Besuch auf der Aussichtsplattform eben jener hohen Gebäude nicht zu, aber wir genossen es, ein WE ganz ruhig angehen zu können – mit Lust auf neue Einblicke. Und die gab es en masse, denn mir war überhaupt nicht klar unter welch europäischem Einfluss die Stadt gewachsen war – und somit gibt es nicht nur am Bund Häuser im Kolonial- oder Art-Decóstil, sondern viele kleine Viertel in der Stadt sind absolut nicht chinesischen Ursprungs, und wir waren alle erstaunt welchen Einfluss die Architektur auf die Atmosphäre hat.

unser Hotel

Briten, Franzosen, Italiener und Amerikaner hatten den Handelshafen für sich entdeckt, und mit dem Opiumhandel wurde bis Ende der 1940er viel Geld verdient – natürlich mit viel Sklaven- und Kinderarbeit und Unterdrückung der Chinesen. Dann eroberten die Kommunisten die Stadt. Der wohl dekadente Lebensstil von damals  durch z.T. schon restaurierte Hotels und Stadtviertel wiedergegeben – alles mutet erstaunlich (süd-) europäisch an…..

Hier: Kleine Gassen im renovierten Xintiandi-Viertel. Alte Shikumen (Mietshäuser) aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Shikumen

Die gute Luft so nah am Meer und das tropische Ambiente, offene Parkanlagen und eher lieblich klingende chinesische Stimmen (im Vergleich zum doch sehr harschen Umgangston der Pekingchinesen) haben uns gut gefallen, sodass wir garantiert zurückkehren werden 🙂

 

Schade war eben nur, dass wir natürlich nicht wirklich allein in Shanghai waren. Da der 1. Mai in kommunistischen Ländern traditionell einen hohen Stellenwert hat (mit Militärparade in allen großen Städten, an die man aber als Zuschauer nicht herangelassen wird), haben die Chinesen 4 freie Tage und haben natürlich auch Lust, ihr eigenes Land zu bereisen. Fazit:  machen wir vielleicht nie wieder, denn die Menschenmassen kann man sich als einfach nicht vorstellen,wenn man es nicht erlebt hat. Schie unglaublich viele Menschen waren unterwegs, so als ständig das Fußballstadion entleert würde – nur dass der Strom hier den ganzen Tag nicht abreißt.

Höhepunkt dieses Erlebnisses war unser Besuch des Yuyuan-Garten – welches ein Muss für jeden Chinesen ist. Der Garten ist winzig klein, liegt umsäumt von einer scheußlichen Shoppingmeile, in der einfach jeder einkaufen wollte (außer uns). Könnt ihr uns auf dem Bild noch entdecken?

 

 

 

 

mitten im Gewühl

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