Seit gestern sind wir wieder im Besitz unserer heiß geliebten, privaten Dinge, die wir vor etwa 8 Wochen in Kisten verpackt der Firma Schenker anvertraut hatten. Da wir nicht wussten, wie lange die Visaangelegenheiten hier dauern würden, verblieben sie trocken geschützt im Lager am Flughafen Hannover und wurden erst auf unseren Zuruf vor etwa 10 Tagen versendet.
Letzte Woche erhielten wir dann umgehend die Mitteilung, dass unser Hab und Gut mit Lufthansa – also einem ganz normalen Linienflug – verschickt wurde und wir die Sachen am Samstag (vor einer Woche) am Flughafen Peking würden abholen können. Obwohl wir in den letzten Wochen wirklich nichts vermisst hatten (nur hin und wieder hätten wir gern die eine oder andere Folie aus unserem Unterrichtsmaterial verwendet – aber wir sind ja flexibel…), freuten wir uns nun doch auf unsere Sachen und hatten eigentlich geplant, sofort am Samstag noch zum Flughafen zu fahren. Da wir aber ins Wochenendtraining mit Schülern und/oder Punktspiele involviert waren und auch die folgenden Schultage nicht viel mehr Zeit für längere Aktivitäten dieser Art zur Verfügung stand, haben wir dann erst gestern – gleich nach Schulschluss – die Hilfe vom (Schul)-Fahrer, Herrn Bai, in Anspruch genommen. Nach vorherigem Auskundschaften der Sekretärin, wusste er auch, wohin er mit uns fahren musste.
Zum Flughafen zu gelangen war um die Mittagszeit kein Problem – nur etwa 25min dauerte die Fahrt, aber wir waren noch längst nicht da: Zunächst umrundeten wir dann fast das gesamte Flughafengelände bis wir bei den zuständigen Behörden (Lagerbüro, Zollstelle und Lagerhaus) angekommen waren. Und dann ging ´s los: Wir kennen ja nun bereits das chinesiche, bürokratisierte System, in welchem einfach jeder eine Aufgabe braucht, und wenn es nur das Abstempeln oder Zusammentackern von Unterlagen ist. Es gibt hier viele, viele Unterlagen….und deshalb auch genug zu tun.
Herr Bai löste also ein Parkticket (raus aus dem Bus, hin zu Schalterhäuschen, wieder zurück zum Bus) und wir fuhren auf das Büro- und Lagerhallengelände; erst durch eine Schranke, dann durch eine zweite. Hinein in das Bürogebäude; wir sahen eine laaaaange Theke mit unzähligen Mitarbeitern – einige schliefen! Herr Bai ging zielstrebig auf eine auch zuständige Mitarbeiterin zu; und sie hatte unsere Frachtpapiere sofort griffbereit – die wurden aber nur nach der Passkontrolle an uns ausgehändigt. Raus aus dem Bürohaus, runter vom Hof (durch die beiden Schranken), hin zum Zollgebäude, welches etwa 600m entfernt lag. Im zweiten Stock herrschte ein Gewusel: unzählige Chinesen absolvierten dort einen Frachtpapiermarathon; sie saßen mitten zwischen einem Haufen von Papieren, die beschriftet oder mit Aufklebern beklebt wurden. An den Schaltern war viel Betrieb, aber wir kamen sofort dran und mussten zunächst ein Formular ausfüllen und eine Karte. Herr Bai assistierte mir und zeigte noch auf leere Stellen, die ich notdürftig füllte – schließlich wollte ich nicht unsere gesamte Packliste niederschreiben; aber ein bisschen ´was sollte da wohl stehen. Die Mitarbeiterin tippte und wies uns an Kopien anzufertigen (vom Pass+ vom Frachtpapier). Also los, Stephan wartete in der Schlange, Herr Bai und ich gingen zum Kopierer, der von drei Personen gegen Gebühr betätigt wurde. Wir kopierten, gingen zurück und uns wurde wieder ein Papier ausgehändigt, welches wir zur übernächsten Mitarbeiterin brachten. Sie schickte uns zur Kasse mit einer Quittung, die wir begleichen mussten. Kaum zurück erhielten wir dann den Bezahlbeleg und durften zur ersten Sachbearbeiterin zurück. Nun schien der Vorgang beendet, wir gingen ins Erdgeschoss und mussten alles überprüfen lassen. Die Papiere wurden neu sortiert, getackert, gestempelt, aber die Kopie vom Pass war nicht richtig – also, nochmal zum Kopieren. Herr Bai war sauer und wies die Kopiererin daraufhin, dass sie den Fehler gemachte habe und wir die neuen Kopien nicht voll bezahlen müssten. Der Preis wurde gedrückt, und es wurde kopiert. Zurück zum Prüfstand. Der Assistent prüfte, tackerte, stempelte und dann musste noch der Oberaufseher an einem weiteren Schalter stempeln. Zurück zum Assistenten; der händigte uns dann nur noch ein Papier aus – nur noch den Frachtbrief, den wir als erstes erhalten hatten, aber nun hatte er zwei wichtige Stempel mehr. Die Quittungen wurden überprüft und wir durften zurück ins Büro der Lagerhalle fahren. Dort mussten wir an einen neuen Schalter gehen, an zwei unterschiedlichen Stellen wieder zwei Kleckerbeträge zahlen und erhielten gegen den Frachtschein einen anderen Beleg, mit welchem wir dann an der 500m entfernt liegenden Lagerhalle tatsächlich unsere Kisten in empfang nehmen konnten. Sie waren nur ein wenig staubig, sonst bestens in Schuss, ohne Schäden und offensichtlich hatte sie niemand geöffnet.Erstaunlich, wie ich fand.
Die ganze Angelegenheit hatte nun etwa 1,5h gedauert….nicht allzu lang, aber ohne Herrn Bai hätten wir uns nicht zurechtgefunden. Wir saßen ganz glücklich in seinem Bus, da drehte er sich um und fragte uns in bestem Deutsch: „Nach Hause?????“
Herrlich! und wie einfühlsam!….. die gute Seele spricht nur ein paar Brocken Deutsch, er versteht wohl auch einiges…….aber diese Äußerung klang fast liebevoll, und ja, wir wollten natürlich nach Hause, um alles auszupacken.
Also, …..wir sind angekommen – mit Sack und Pack! Und es geht uns prima!
Schön, dass so viele von Euch mitgefiebert haben und uns anskypen oder emails schicken. Ab morgen (Sonntag) sind wir eine Woche auf Klassenfahrt. Es geht auf den Berg Taishan und anschließend in die Hafenstadt Qingdao, wo die Deutschen angelandet sind und auch Bier nach bayrischer Brautradition gebraut haben. Das recht bekannte Tsingtao Bier ist süffig und wird dort in der wohl 9.größten Brauerei der Welt hergestellt. Klar, dass wir mit den 10. Klassen (a+b) auch eine Besichtigung mit Verköstigung machen. Danach haben wir eine Woche Herbstferien, wollen 2 Nächte an die Mauer fahren und dort etwas entspannen, aber anschließend auch die Stadt ein wenig mehr entdecken. Dazu sind wir bislang noch nicht gekommen.
Liebe Grüße an Euch alle, Susanna