Der Frühling ist von heute auf morgen im April hier eingezogen – ruck zuck kletterten die Temperaturen auf sommerliches Niveau. Auch wenn wir gerade heute etwas kühle 20 Grad haben und es seit zwei Tagen zwischendurch etwas regnet, so ist doch seit 4 Wochen hier durchgehend nicht nur T-shirtwetter, sondern es herrschten auch schon hochsommerliche 30+Grad.
Und Frühling sieht dann ungefähr so aus:
Am langen Maiwochenende musste ich erstmals seit Jahren kein Abi korrigieren, sodass einem Städtetrip nichts entgegenstand. Also auf nach Shanghai: Mit Doris, unserer Lieblingskollegin, und ihrer Freundin, Birgit, ging es mit dem Schnellzug vom Südbahnhof los. Obwohl Stephan und ich sonst verlässlich und pünktlich sind, ergatterten wir den Zug gerade soeben – die Taxisuche am frühen Morgen (8.00h) hatte sich äußerst schwierig gestaltet. Aber es hat alles geklappt! In 4,5h mit Tempo 300 durch Chinas Landschaften zu sausen war äußerst entspannend, und somit konnten wir noch nachmittags Shanghais große Flaniermeile, den Bund, entlangschlendern. Bei bestem Wetter posierten wir vor der „Fototapete“ der Wolkenkratzer des Finanzviertels und genossen am frühen Abend die Illumination – einfach klasse!
Die nächsten Tage waren dann etwas regnerisch, tiefhängende Wolken ließen einen Besuch auf der Aussichtsplattform eben jener hohen Gebäude nicht zu, aber wir genossen es, ein WE ganz ruhig angehen zu können – mit Lust auf neue Einblicke. Und die gab es en masse, denn mir war überhaupt nicht klar unter welch europäischem Einfluss die Stadt gewachsen war – und somit gibt es nicht nur am Bund Häuser im Kolonial- oder Art-Decóstil, sondern viele kleine Viertel in der Stadt sind absolut nicht chinesischen Ursprungs, und wir waren alle erstaunt welchen Einfluss die Architektur auf die Atmosphäre hat.
Briten, Franzosen, Italiener und Amerikaner hatten den Handelshafen für sich entdeckt, und mit dem Opiumhandel wurde bis Ende der 1940er viel Geld verdient – natürlich mit viel Sklaven- und Kinderarbeit und Unterdrückung der Chinesen. Dann eroberten die Kommunisten die Stadt. Der wohl dekadente Lebensstil von damals durch z.T. schon restaurierte Hotels und Stadtviertel wiedergegeben – alles mutet erstaunlich (süd-) europäisch an…..
Hier: Kleine Gassen im renovierten Xintiandi-Viertel. Alte Shikumen (Mietshäuser) aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Die gute Luft so nah am Meer und das tropische Ambiente, offene Parkanlagen und eher lieblich klingende chinesische Stimmen (im Vergleich zum doch sehr harschen Umgangston der Pekingchinesen) haben uns gut gefallen, sodass wir garantiert zurückkehren werden 🙂
Schade war eben nur, dass wir natürlich nicht wirklich allein in Shanghai waren. Da der 1. Mai in kommunistischen Ländern traditionell einen hohen Stellenwert hat (mit Militärparade in allen großen Städten, an die man aber als Zuschauer nicht herangelassen wird), haben die Chinesen 4 freie Tage und haben natürlich auch Lust, ihr eigenes Land zu bereisen. Fazit: machen wir vielleicht nie wieder, denn die Menschenmassen kann man sich als einfach nicht vorstellen,wenn man es nicht erlebt hat. Schie unglaublich viele Menschen waren unterwegs, so als ständig das Fußballstadion entleert würde – nur dass der Strom hier den ganzen Tag nicht abreißt.
Höhepunkt dieses Erlebnisses war unser Besuch des Yuyuan-Garten – welches ein Muss für jeden Chinesen ist. Der Garten ist winzig klein, liegt umsäumt von einer scheußlichen Shoppingmeile, in der einfach jeder einkaufen wollte (außer uns). Könnt ihr uns auf dem Bild noch entdecken?
Wir finden es immer spannend, eure Berichte zu lesen.