…ganz schön aufregend, was wir hier erleben – aber zunächsteinmal müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Es hat keinen Tsunami gegeben, aber wir haben live miterlebt, wie es sich anfühlen könnte, kurz vor einem Unglück.
Aber ganz kurz zu unserer Ankunft hier in Phuket:
Gestern sind wir gesund und fröhlich am Ziel unserer Rad-Tour angekommen. Die Halbinsel Phuket präsentierte sich in vollem Umfang von seiner touristischen Seite: die Straßen wimmeln von motorisierten, dickbäuchigen, sonnenverbrannten Touristen, von denen nicht wenige dem Alkohol oder schnellem Sex verfallen sind. Viel davon sieht man in Patong; wir sind durch diesen Trubel durchgefahren, und ich muss sagen, dass wir so ein Treiben noch nie erlebt haben. Die Straßen sind voll und gesäumt von Etablissements, welcher der Massentourismus hierher gebracht hat. Kurz gesagt: ein schrecklicher und erschreckender Anblick. Wir fahren durch diesen, ca. 10.000 Touristen fassenden Ortsteil und kommen nach Kata-Karon, einen drei Buchten umfassenden Ortsteil, der zwar weniger voll. aber fast genauso touristisch ist. Den Strand haben wir noch gar nicht erkundet, aber die Anfahrt an der Küstenstraße, mit etlichen Steigungen, ist durchaus sehenswert.
Wir sind also am Radladen angekommen, beglückwünschen uns zu unseren 833km, die wir bei ca. 34 Grad Durchschnittstemperatur zurückgelegt haben und treffen uns auch alle am Abend zum letzten gemeinsamen „Nachtessen“ (wie der Schweitzer sagt). Alle sind rundum zufrieden, wir tauschen E-mailadressen aus und erhalten außerdem noch eine FotoCD mit über 1300 Fotos, die Ludy während der Woche gemacht hat. Und wir freuen uns darauf, unsere müden Muskeln noch 2 Tage ruhen zu lassen, denn ein paar Höhenmeter und vor allem ausdauernde Tempostrecken (bei der Hitze!!!) haben geschlaucht. Wir verschwinden in ein kleines Mitelklassehotel direkt gegenüber vom Radladen, etwa 500-600m vom Strand auf einer Anhöhe gelegen und sehen einem entspanten Tag entgegen.
So war es auch bis heute Nachmitag: wir haben mal bis 8h geschlafen (sonst saßen wir um die Zeit schon auf dem Rad), begannen den Tag mit Auspannen am PC oder mit ein paar Runden im Pool und spätem Frühstück! Ich habe dann mal die Künste der zahlreichen Beauty-Salons getestet, war mäßig zufrieden aber entspannt.Hatte zum ersten Mal wirklich Gurkenscheiben im Gesicht, was auch tatsächlich sehr erfrischend war 🙂
Nachmittags wollten wir dann einfach mal in Richtung Strand, ließen uns jedoch mit dem Hotel-Shuttle-Bus zum Starbucks Café bringen, unweit des Strandes und saßen etwa eine halbe Stunde dort, als ich ein paar Amerikaner neben uns vom Erdbeben und Tsunami reden höre, was allerdings hier wenig verwunderlich ist – schließlich waren auch wir mit unserer Radgruppe an einer Gedenkstätte in Khao Lak. Kurz darauf waren die Amis verschwunden, das Personal räumte die Theke leer und schickte sich an zu gehen. Wir wollten auch gehen, allerdings zum Strand und waren nicht ganz sicher, welche Richtung wir einschlagen sollten und fragten das Personal nach dem Weg. Tja, wir könnten nicht zum Strand gehen, dort sei Polizei und der Angestellte faselte in gebrochenem Englisch von „earthquake“. Wir konnten uns das kaum zusammenreimen, bis ich dann schaltete und der Angestellte dann auch sagte, es würde ein Tsunami kommen; wir könnten nicht zum Strand gehen. Unser Blick nach draußen verriet uns dann, das die Sache wohl ernst sei: die umliegenden Geschäfte schlossen mehr oder weniger hastig, einige Menschen liefen an uns vorbei, aber es herrschte keine Panik. Wir gingen also Richtung Hotel – zurück auf die Anhöhe. Mir war ziemlich mulmig, zumal die Anzahl der Fahrzeuge zunahm und Menschen auf dem Weg ihre Geschäfte verließen – es gab aber keine Warnzeichen, wie eine Sirene o.ä. Als wir auf die Ausfallstraße stießen, war jene stadtauswärts verstopft, viele Touristen gingen zu Fuß – nur mit einem Handtuch über den Strandsachen bekleidet. In den Geschäften, die wir passierten, lief der NAchrichtensender, aber wir sahen nur Bilder von überfüllten Straßen. Es herrschte Aufregung, aber keine Hektik oder gar Panik. Wir entschlossen uns in Panes Radladen vorbei zu schauen, schließlich kennt er sich aus, lebt sein 9 Jahren hier, hat natürlich Internet, sodass wir etwas erfahren könnten. Dort trafen wir auf Dietmar und Simone von der Tour, die ebenfalls in der Nähe waren und Pane um Rat fragen woltlen; sie haben etwas von einer 6m hohen Welle in Indien gehört….. Pane kam herein und liast un die neusten Berichte aus dem Netz vor. Wiedermal zeigte sich, dass die europäischen Nachrichtenkanäle schneller Bescheid gaben als die einheimischen, trotzdem waren die Neuigkeiten widersprüchlich. Sicher war nur, dass es keine Welle bislang gegeben hatte, weder in Aceh (Indonesien), noch in Thailand oder Indien. Wir verfolgten gemeinsam das Internet; Dietmar fuhr trotzdem in deren Hotel am Strand und holte Reisepässe für sich uns seine Frau. Wir wohnen ja gegenüber auf der Anhöhe und blieben ruhig. Weitere Meldungen waren ebenfalls eher beruhigend – auf der Straße jeoch nahm der Verkehr noch zu, Menschen strömten in die höher gelegenen Gebiete. In Patong, welches direkt am Strand liegt, war wohl Panik ausgebrochen. Dann hörten wir, dass sich das Meer dort zurückgezogen hatte; also könnte wohl doch eine Welle kommen…… Stephan holte nun auch unsere Pässe, damit wir sie dabei haben würden, Panes Frau ging mit Dietmar und Simone den Touristen und Thais hintherher auf die Anhöhe – ich wartete, dass Stephan zurückkommen würde, aber Pane und ich waren sicher, dass wohl nichts passieren würde, denn in Aceh war nur eine 17cm hohe Welle gemessen worden – daraus konnte sich doch nichts Großes entwickeln. Stephan kam zurück und berichtete, dass er im Hotel gefragt wurde, wo er hingehen wollte, schließlich wäre das Hotel absolut sicher – so hoch oben, wie es steht.
Pane blieb auch in seinem Laden; wir gingen ins Hotel und sahen dort auf BBC, dass zwar Bilder der Panik aus Indonesien verbreitet wurden, aber Thailand nur in Warnbereitschaft bliebe. Der Flughafen war zwar geschlossen worden, aber eine baldige Auflösung der Warnung würd erwartet – so werteten WIR jedenfalls die Berichte, obwohl der Ton der Berichterstattung eher besorgniserregend kang.
Nachdem ich zunächst, als wir das Café verlassen haben, ein etwas mulmiges Gefühl verspürte, war es doch wichtig die Informationen aus dem Internet abzuwarten und zu bewerten. Stephan war ruhiger, besonnen und Panes Zusatzinfos zu den Entwicklungen seit der Katastrophe von 2004 haben meine Unruhe schnell in Gelassenheit verwandelt.
Ich müsst Euch also nicht um uns sorgen. Wir waren auch schon wieder unterwegs um etwas zu essen, aber einige Lokale sind immernoch geschlossen. Der Schrecken bei den Thais sitzt wohl wirklich tief – kein Wunder. Wir haben Bilder der Verwüstung vor Ort in Khao Lak gesehen, und das Leid war sicher schrecklich. Gut, dass das Warnsystem funktioniert hat…..kaum 30 min nach dem Erdbeben, hat es hier schon Meldungen gegeben. Das ist doch durchaus ein Fortschritt!!!
P.S. Noch ein paar kleine Meldungen von unterwegs: wir sind auf Elefanten geritten und haben einen Babyfant gestreichelt!